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Dimension 2: Eine zweite
wichtige Kategorie fällt in der Argumentation zugunsten einer Einwanderung
in aller Regel unter den Tisch - die ökologischen Konsequenzen.
(A) Zuwanderung hat Bevölkerungsdichte von Westeuropa weiter erhöht - mit negativen ökologischen Folgen Richtigerweise konzentriert sich die holländische Studie auf die zentrale Kategorie der Bevölkerungsdichte. "Einwanderung erhöht die Bevölkerungsdichte. Dies wirkt sich auf die Nutzung des Bodens aus, da mehr Raum für Wohnen, Beschäftigung, Verkehr usw. verbraucht wird. In Ländern, in denen Boden im Überfluss vorhanden ist, spielt dieser Aspekt vermutlich keine Rolle. Deswegen beschäftigt sich die internationale Einwanderungsliteratur damit auch nicht, da diese sich hauptsächlich auf die traditionellen Einwanderungsländer, wie Australien, Kanada, Neuseeland und die USA konzentriert - alles dünn besiedelte Länder".
Klicken Sie hier die >>Grafik zur Welt-Bevölkerungsdichte
West-Europa gehört zu den am dichtesten besiedelten
Regionen der Erde. Der gängige abwehrende Hinweis an dieser Stelle, diese
Mittelwerte sagten nichts aus, man schaue sich nur einmal die Großregionen
Los Angeles, New York u. ä. an, zieht nicht. Selbstverständlich kann man
unterhalb des Mittelwertes immer differenzieren; aber bei den genannten vier
europäischen Ländern handelt sich um ein Großgebiet mit immerhin 160 Mio.
Einwohnern. Da sind Verniedlichungen fehl am Platz.
Die Wirkungen einer steigenden Bevölkerungsdichte und der damit
verbundenen wirtschaftlicher Aktivitäten werden von der NL-Studie so
zusammengefasst:
Verkehrsstaus, Umweltverschmutzung und der Verlust an freiem
Raum könnten also die "Many inhabitants of the Netherlands think that the country is getting more crowded, polluted and monotonous than it used to be. They perceive this to be a decline in their well being and environment" (S. 85).
(B) Wird die Bevölkerungsdichte in Deutschland in Zukunft wieder sinken? In der Vergangenheit hat Zuwanderung auch zur zusätzlichen
Verdichtung Deutschlands beigetragen. Wohin wird diese Kennziffer in der Zukunft gesteuert? Eine erste Antwort lässt sich auch in diesem Fall der Bevölkerungsvorausberechnung
des Statistischen Bundesamtes entnehmen (10. koordinierte
Bev.-Vorausberechnung bis 2050, Juni 2003). Die Beeinflussung der Geburtenhäufigkeit und der Lebenserwartung gehören nicht zu den politisch vorrangigen Stellschrauben. Bei der Geburtenziffer wird z. B. davon ausgegangen, dass sie über den gesamten Berechnungszeitraum bis 2050 unverändert bei 1,4 Kinder pro Frau bleibt. Faktisch rückt deshalb die Einwanderung als einziger Hebel zur Beeinflussung der Bevölkerungsdichte ins Zentrum der Überlegungen. Wie schon im Arbeitsmarktkapitel dargelegt, hat das Statistische Bundesamt drei Annahmen zum Wanderungssaldo gemacht: (1) Niedrigste Einwanderung, d. h. ein
Wanderungsüberschuss von netto 100.000 Personen pro Jahr Das Statistische Bundesamt hat insofern eine wertfreie Berechnung präsentiert, als es sich einer Empfehlung der zuzulassenden Einwanderungsströme enthalten hat. Immerhin fällt allerdings auf, dass - bei insgesamt neun durchgerechneten Varianten - die sozusagen natürliche Ausgangsrechnung, nämlich die Variante mit einem Wanderungsüberschuss Null, überhaupt nicht einbezogen worden ist. Stellt man die Ausgangsfrage einer rationalen Einwanderungspolitik, nämlich wie hoch der Gesamtbedarf ist, dann müssen die Kriterien zur Beurteilung dieser Frage offengelegt werden. Eindimensionale Rechnungen, wie sie von demografisch orientierten Rentenpolitikern gerne angestellt werden, führen - wir haben dies bereits dargelegt - in die Irre. Dass die Anforderungen des zukünftigen Arbeitsmarktes Ausgangspunkt sein müssen, ist Selbstverständnis jeder makroökonomischen Untersuchung. Ebenfalls in den mehrdimensionalen Zielkatalog gehört auch die Lebensqualität der angestammten Bevölkerung . Ausdrücklich betont sei an dieser Stelle, dass "angestammt" nicht nach "deutsch" und "nicht-deutsch" differenziert werden kann. Zur angestammten Bevölkerung gehören heute nicht nur die 8,9 % bereits ansässigen Ausländer, sondern - ohne dass dies überhaupt statistisch auffällt - alle seit Jahrzehnten eingebürgerten Ausländer, vgl. >>Grafik der Einbürgerungen. In diesem Zusammenhang können ökologische Fragen heute aus diesem Politikfeld nicht mehr ausgeklammert werden. Vor allem an der übergeordneten Frage nach der Veränderung des Klimas und ihren Folgen lässt sich die Frage festmachen: Auf welchem Niveau liegt eine nachhaltige Bevölkerungsdichte (Sustainable Population Density)? Auf der Hand liegt die enge Korrelation, die zwischen Bevölkerungsdichte und ökologischer Qualität besteht. Je höher die Bevölkerungsdichte, um so extensiver die Ausbeutung der Natur. Je höher die Bevölkerungsdichte, um so größer - ceteris paribus - der Energieverbrauch und alle Formen von Emissionen. Umgekehrt gilt, je niedriger die Bevölkerungsdichte, um so wirkungsvoller lassen sich die natürlichen Ressourcen schonen. Die weltweite Ausnahmestellung Westeuropas hinsichtlich der Höhe der Bevölkerungsdichte legt nahe, eine weitere Verdichtung nicht zuzulassen. Das gilt analog für die großen Regionen in diesem Gebiet. Die außerordentlich hohe Belastung der Beneluxländer, Englands, Deutschlands stößt an nicht mehr erweiterbare Grenzen. Ist ein Minimum an vorausschauendem Schutz vor Klimakatastrophen nicht an der Zeit?
Immerhin, Variante 5 würde den Nachkriegstrend der ständigen weiteren Verdichtung des Landes brechen. Die Bevölkerungsdichte würde dann bis 2050 wieder auf 210 zurückgeführt. Das wäre dann das Niveau, das Mitte der 60er Jahre geherrscht hat. >>Grafik zur Entwicklung der
Bevölkerungsdichte in Deutschland bis 2050 Welch immenser Druck sich hier aufbaut, legt der jüngste Weltbevölkerungsbericht der Vereinten Nationen erneut offen. In der mittleren Variante werden 8,9 Milliarden Menschen bis 2050 vorausberechnet. Dabei wächst die Bevölkerung gerade in den ärmsten Ländern besonders schnell. In den 49 ärmsten Staaten steigt die Zahl der Menschen von heute 0,7 auf dann 1,7 Milliarden.
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